Nachhaltig in eine bessere Zukunft?

Nachhaltigkeitsexperte und Unternehmensberater Dr. Vladimir Preveden im Gespräch

Nachhaltig in eine bessere Zukunft?

Nachhaltigkeit ist in aller Munde – doch, was bedeutet Nachhaltigkeit denn überhaupt? Und wie können gerade Unternehmen dazu beitragen, dass unsere Welt in Zukunft ein bisschen besser wird? Wir haben beim Nachhaltigkeitsexperten Dr. Vladimir Preveden nachgefragt!

 

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?

Das ist eine sehr wichtige und gute Frage, denn ich bin der Ansicht, dass dieses Thema oft missverstanden wird. Viele denken nur an Energie oder Dekarbonisierung – doch das ist zu kurz gegriffen. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit, die Lebensgrundlage unseres Planenten soweit zu erhalten, dass er auch für die nachfolgenden Generationen lebenswert bleibt. 

Nachhaltigkeit hat mit „Geben“ und „Nehmen“ zu tun – seit Beginn der Industrialisierung entnehmen wir unserem Planeten aber fast ausschließlich: Rohstoffe, unterschiedlichste Materialien, Wasser und auch Humankapital wird ausgebeutet – meist um kurzlebige Produkte herzustellen, die später einfach weggeworfen werden. Man sieht: Unser globales Wirtschaftssystem ist nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Nun wird es immer wichtiger, dieser Imbalance entgegenzuwirken – und das gelingt nur, indem sich jeder und jede Einzelne einbringt und auch Unternehmen Verantwortung übernehmen.

 

ESG sind drei geflügelte Buchstaben – was hat es mit dieser Schlüsselformel auf sich?

Im Business-Kontext hat sich die Struktur „ESG“ etabliert, um Nachhaltigkeit messbar und vergleichbar zu machen – die drei Buchstaben stehen im Englischen für „Environmental“, „Social“ und „Corporate Governance“ und decken jeweils eine Vielzahl an Stellschrauben ab, mit denen sich ein Unternehmen auseinandersetzen sollte, wenn es nach Nachhaltigkeit strebt:

  • Environment – Umwelt: Wie hoch ist der Energieverbrauch im Unternehmen? Auf welche Art von Energie wird zugegriffen – fossile, erneuerbare? Wie viel Abfall fällt an? Wie vermeide ich Lebensmittelverschwendung? Wie kann mein Unternehmen zur Biodiversität beitragen und wie gehe ich mit Wasser sorgfältig um?
  • Social – Mitarbeitende und Gesellschaft: Wie wohl fühlen sich meine Mitarbeitenden in der Arbeit? Welche Wünsche und Bedürfnisse haben sie? Aber auch: Was kann mein Unternehmen der Gesellschaft zurück geben? Wie kann ich als Leitbetrieb die Region positiv beeinflussen?
  • Governance – Unternehmensethik: Nach welchen Prinzipien möchte ich mein Unternehmen ausrichten, wofür steht es? (Ethik, Nachhaltigkeit, Diversität, Verantwortungsbewusstsein, Lieferketten etc.) Welche Spielregeln gelten im Unternehmen?

 

Generell haben Unternehmen heute einen immer größeren Impact auf Umwelt und Gesellschaft und können diese positiv beeinflussen. Zudem bieten Nachhaltigkeitsbestrebungen oft strategische Wettbewerbsvorteile, zum Beispiel, dass Mitarbeitende sich besser mit ihren Aufgaben identifizieren oder man für nachhaltigere Produkte höhere Preise verlangen kann. Denn man darf schließlich nicht vergessen, dass Unternehmen wirtschaftlich funktionieren müssen.

 

Wie kann Nachhaltigkeit also für Unternehmen gelingen?

Sie ist ein dauerhafter Prozess, der neben Überzeugung für das Thema auch eine gute Strategie braucht. Man muss Einzelinitiativen bündeln, ganzheitlich denken und Partner und Interessensgruppen miteinbinden.

 

Die VAMED Vitality World mit ihren Thermenresorts in ganz Österreich befindet sich in einem solchen Prozess – die Begeisterung für das Thema ist groß! Wo es auf Resortebene bereits viele Initiativen gibt, gilt es nun, diese gesamtheitlich zu bündeln um dem Thema Nachhaltigkeit mit der Kraft der Gruppe noch mehr Nachdruck zu verleihen. 

 

Wie passen Nachhaltigkeit und Tourismus zusammen?

Sehr gut – denn Tourismus lebt von authentischen Erlebnissen. Und Authentizität kann es nicht geben, wenn die Natur ausgebeutet oder auf Massentourismus fokussiert wird.

 

Dr. Vladimir Preveden ist Unternehmensberater für strategische Transformation und hat in dieser Rolle mehr als 220 Unternehmen im DACH-Raum sowie in Zentral- und Osteuropa begleitet. Sein aktuelles Buch mit dem Titel „Nachhaltigkeit als strategischer Wettbewerbsvorteil“ ist im Springer Verlag erhältlich.